Mittwoch, 4. Februar 2015
Briefe aus der Vergangenheit
Soeben ist die Umgestaltung des Kellerbereichs zum "Wohnkeller" beendet worden. Freitag kommt der erste Besuch. Ich stelle jetzt keine Bilder von unserem Gästebereich ins Netz, sonst überflutet man uns mit Besuchswünschen :-)
All diejenigen Mitleser, die wir bereits persönlich eingeladen haben, dürfen sich weiterhin eingeladen fühlen. Selvfølgelig!
Das heißt gleichzeitig, dass soeben die letzten Kisten überarbeitet worden sind, die in meinen Aufgabenbereich fallen. Der wundervolle große schwarze Mann muss sich da noch um die eine oder andere kabelig-elektronische Kiste kümmern...
Es gibt eine Kiste, die habe ich schon sehr sehr lange.
Diese Kiste zieht seit vielen Jahren mit mir um.
Aus dem Elternhaus in die erste eigene Wohnung in der schönsten Stadt der Welt.
Von da in den nördlichen Landkreis, danach wieder in den Wohnort meiner Eltern, dann ins erste eigene Haus, danach ins Haus vom gsM, dann ins Ferienhaus in Dänemark und nun steht sie - in einen neuen Karton verpackt - im gemeinsamen großen roten Haus.
Es ist nicht viel drin, und doch ist verdammt viel drin.
Mein Hund. Ein Kuscheltier, das ich seit allerfrühester Erinnerung kenne.
Ein Tagebuch.
Ein Koffer mit Erinnerungen (wenn ich den Schlüssel zum Rollcontainer bekomme, schließ ich den mal auf. Da sind bestimmt Briefe und Erinnerungen an die Verliebtphase mit dem dicken Preußen drin, welche ich tatsächlich entsorgen möchte.), die ich gar nicht mehr habe!
Eine Schachtel mit meinen BAr_biiiii_puppen und deren Klamotten.
Und eine rosa Schachtel mit Briefen von wundervollen Menschen.
Teilweise auch recht alberne Briefe, die damals schwerwiegend wichtig für mich und meine Freundin waren. Wir kennen uns, seit wir 13 Jahre alt sind.
Da wir 25 km voneinander entfernt wohnten (keine Busverbindung möglich), konnten wir uns nicht so lalü lala mal eben auf einen Ratsch besuchen kommen! Telefon und Briefe sorgten dafür, dass wir uns die Freundschaft erhalten konnten. Als sie die Schule wechselte, fungierte eine gemeinsame Freundin quasi als Briefträger.
Als jene 17 Jahre alt war, verunglückte sie tödlich. Wir haben sie bis zum heutigen Tag nicht vergessen und wenn wir von ihr sprechen, sind wir immer noch den Tränen nahe.
Als ich ihre Briefe heute unten im Keller in der Hand hielt, musste ich sehr an sie denken.



Sie fehlt mir.
Sie liest hier im Blog mit und wird sicher just an dieser Stelle ebenfalls Tränen in den Augen haben. Ich kann unsere schrägen Jugendgedanken/-probleme nicht wegwerfen. Sie gehören zu uns. Und ich freu mich schon heute auf unsere AltenWG, wenn wir unsere Männer überlebt haben werden. Irgendwann in weiter Zukunft. Am Gardasee, weil wir ja alt und rheumatisch sein werden.
In dieser Kiste befinden sich weitere schriftliche Andenken an meine Vergangenheit.
Meine Großeltern.
Eine inzwischen verstorbene Freundin aus Amerika.
Erinnerungen an meinen seit fast 20 Jahren verstorbenen, lieben "zweiten Papa", dessen Geburtstagbriefe sehr oft aus dem Manöver kamen. Feldpost 1982 quasi.



Die heutige Zeit ist super.
Via Skype kann man ganz problemlos am Stammtisch teilnehmen, mit den Eltern ratschen und Freunden zuwinken. WhatsUPP ist eine super Idee, um geschwind Bildchen hin und her zu schicken oder um sich über das Wetter zu informieren. Emails als Briefe.
Alles geht fix und einfach.

Aber vor einer Kiste mit liebevoll verzierten Briefen, vollgealberten Umschlägen, liebevollen Worten in den unvergesslichen Handschriften zu sitzen ...

das ist unersetzlich.
Unersetzlich wertvoll.

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Sonntag, 1. Februar 2015
Hallo! Hallo!
Im neuen Zuhause darf sich die große Rotfrau über ein eigenes Zimmer freuen. Meins. Ganz alleine!
Dass es direkt neben der Küche liegt und dass es aufgrund zwei toskanisch anmutender Durchreichen sogar direkt in selbige blicken lässt, ist Nebensache.
Meins.
Ganz allein.
Voll mit "Ich".
In diesem Zimmer befinden sich Rotfraus Schätze.
Ein Klavier, das ich mir an dem Tag geschenkt habe, an dem der dicke Preußenpapa das damals gemeinsame Haus verlassen hatte. Es ist nur ein günstiges Klavier, hergestellt in China. Aber ich hatte damals weder Geld, noch Ahnung, wie ich überhaupt weiter machen sollte. Neuerworbenes Haus incl. Schulden, Vollzeitjob, alleinerziehend.
Mein ganzes Leben hatte ich mir ein Klavier gewünscht, nahm sogar mehr als 4 Jahre Klavierunterricht. Auf einer Orgel. Ich bekam kein Klavier und so beendete ich mit 14 meinen Klavierunterricht, denn Beethoven und Mozart verdienen ein Klavier.
Und 2008 war es dann soweit: pleite, erschöpft und völlig desorientiert unterschrieb ich den Mietkaufvertrag. Lieferung am 23. Dezember. Der kleine Preußenbayer war mit seinem Papa in den Norden gefahren, um dort Weihnachten zu verbringen.
Rotfrau wartete auf ihren Schatz. Das Weihnachtsgeschenk für den Kleinen war unter anderem ein Jahr Unterricht.
(Nicht doch, er wollte ein Instrument ausprobieren und ein Klavier hatte ihn gereizt. Er wusste ja nicht, dass seine Mama Ernst machen würde ;-))
Da saß ich nun, mit 34 Jahren konnte ich nicht einmal mehr richtig die Noten lesen. Ich hatte 20 Jahre nicht eine einzelne Taste mehr gedrückt und das erste Stück, das ich spielen wollte, war die Gymnopedie 1. Tränen liefen mir über das Gesicht. Freude und das Entsetzen, nicht mehr spielen zu können.
Danach setzte ich mich ins Auto, um ebenfalls nach Norden zu fahren. Weihnachten feiern. War entsetzlich und der damals noch reichlich unbekannte große schwarze Mann erlebte eine brutal niedergeschlagene Rotfrau auf seiner Social-Network-Weihnachtsfeier...
Ähnlich lieb sind mir zwei uralte Möbelstücke, die ich aus meiner Ehe mitgenommen habe. Als Laie würde ich sie zwischen spätes Biedermeier und frühe Gründerzeit einordnen. Sie sind schlicht und dunkel und passen so umwerfend gut zu meinem schwarzen Klavier. Dazu noch der große Berberteppich, den mein seit fast 20 Jahren verstorbener "zweiter Papa" in den 80ern aus Marokko mitgebracht hatte.
Im Zimmer befinden sich nun ein sehr schrulliger Kronleuchter (ich berichtete bereits), ein passender Stuhl und ein Spiegel. Gleiches Holz, selber Stil und einfach passend.
Gefunden in dänischen Genbrugshäusern. Wo sonst, hihi?
Gestern saßen der gsM und Rotfrau im Schätzezimmer, um den schwerenschweren Spiegel genauer zu betrachten. Er soll im Querformat über den Vertiko gehängt werden. Dazu muss die Aufhängevorrichtung umgeschraubt werden.
Bei näherer Betrachtung fiel Rotfrau auf, dass zwischen den drei Brettern Papier durchschimmerte. Papier in einem alten Spiegel?
Möbel aus ca. 1860-1880. Spiegel vermutlich selbe Zeit. Versteck für Aktien? Geld? Vielleicht gehörte der Spiegel ja einem reicheren Haus an, das vor den einfallenden Deutschen (tja, war halt so! Dänemarks Küsten sind voll von deutschen "Andenken"...) wichtige Unterlagen verstecken wollte/musste?
"Brich das auf!", so die Bitte an den großen schwarzen Mann.
Er fand das albern, holte aber dennoch das Brecheisen.
"Schau mal, zwei Bretter sind beschädigt. Da HAT tatsächlich schon mal einer reingeschaut.! Da ist was drin!"
Wow, war das aufregend!
Es machte ihm dann auch großen Spaß, auf Schatzsuche zu gehen.
Wir fanden zwar kein Geld, keine Aktien, keinen Schmuck.
Dafür Zeitungsseiten vom 28. Dezember 1933.

Warum die da drin steckten, das erschließt sich mir nicht. Platz für ein Versteck ist tatsächlich reichlich zwischen Spiegelglas und Rahmen. Als Stütze könnnen die vier Blättchen auch nicht gedient haben. Dazu war es zu lose.
Wir hatten völlig vergessen, den Spiegel aufzuhängen. Wir schmökerten in der Geschichte:

"Frankreichs Antwort an Deutschland"





Die Unruhe vor dem Bösen hatte sehr wohl auch Nordjütland erreicht.
Den einen stärker, den anderen weniger.
Ob der Hitler nun auch ins Wirtshaus in Hjallerup kommt, oder nicht, wir feiern trotzdem Silvester, so sinngemäß folgende Annonce:



Aber Hallo! Wir lassen uns das Feiern nicht vermiesen!
Recht hatten sie, die jungen Leute von der Jugendgruppe!

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Mittwoch, 28. Januar 2015
Mama allein zu Hause
Nach einem großen Drama am Morgen befinden sich die Zwillinge nun im "Kindergarten". Ich nenne das so, weil ich "KITA" oder "Hort" sehr hart klingend finde und unbedingt mit meinen Kindern auf Deutsch sprechen möchte. Dänisch lernen sie von den pæredanskern sowieso viel besser als von mir und eine bilinguale Erziehung ist unersetzbar! Sie werden vuggestue und børnehaven, in den sie dann ab 3 gehen, einfach eins zu eins als Kindergarten präsentiert bekommen.
Nach der Erledigung des liegengebliebenen Papierkrams sitze ich nun im stillen, aufgeräumten Haus und warte.
Mama allein.
Ich warte, dass gleich eine Lieferung kommt.
Das coolste Sofa aller Zeiten ziert in wenigen Minuten/Stunden (?) unseren geräumigen Flur. Da stand es nun, wie eine kleine Perle unter S... nein, da gibt es keine Säue. Wirklich nicht. Fußbodenheizung und eine bauliche Wohlfühlecke laden einfach dazu ein, da ein Sofa hinzustellen - genau das da:



Und wie der Zufall will, hatte ich vor vielen Jahren in einem anderen Leben in Deutschland dereinst Vorhänge und Kissen vom großen Schweden, die exaktestenst genauso aussehen und weil schön: mit nach Dänemark ausgewandert sind!

- Unterbrechung -

Sofa ist da. Hurra, es passt so wundervoll! Mein Augenmaß ist brillant. Die armen alten Opas haben das Ding auseinander geschraubt und es in Teilen reingeschleppt. Das kann kein Mensch heben! Vollholz. Eiche. Gefühlt eine Tonne. Uralt vermutlich.
Wo gefunden?
Naturemente im Genbrugs-Haus. 600 Kronen.

Ich habe den Männern fürs nächste Mal einen Kaffee angeboten, weil sie heute schon einen hatten. Wir verabschiedeten uns mit
"Bis zum nächsten Mal!"
So, und nun setze ich mich für zwei Minuten auf das neue Sofa und freue mich.



Dann ziehe ich meine Schuhe an und hole meine Zwillingskinder vom "aabeitn" ab.
Schluss mit ´allein Daheim`, ab ins Familiengewusel.

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Sonntag, 25. Januar 2015
...so möge man mich denn steinigen!
Tippen Sie doch mal "enzymveränderter Käse" in die Gocklmaschine ein. Gleich an zweiter Stelle werden Sie auf einen amerikanischen Traum hingewiesen. Und um den geht es heute.
Stop madspild!
Mit diesem Slogan verweisen in Dänemark immer mehr Supermärkte auf einen verantwortungsvolleren Umgang mit Lebensmittel. Liiiiiidl, Spur und andere wohlbekannte Discounthallen regen in den wöchentlichen Werbefluten mittels pfiffiger Rezepte dazu an, Reste in einem neuen Gericht am folgenden Tag zu verarbeiten, bieten andere Verpackungsgrößen und Reduktionen zwei Stunden vor Geschäftsschluss an.
Rotfrau bricht es fast das Herz, dass das ( Fr )essverhalten der Zwillinge zu großen Verlusten führt, sie wirft nicht gerne Essen weg.
Aber dieses Mal musste es sein.



Eigentlich soll dieser amerikanische Nudeltraum käsegelb sein und auch nach Käse schmecken. Es sieht so herrlich fettgut aus, wenn Penny das immer zusammen mantscht oder wenn in vielen amerikanischen Filmen von Käsemaccaroni geschwärmt wird!
Am Dienstag war Rotfrau alleine in der großen Nachbarstadt unterwegs und dort erledigte sie den Einkauf in einem fulminant sortiertem Geschäft. Wow, was man da alles kaufen kann! Sogar amerikanischen Fertigfraß! Und die inzwischen weltberühmten Käsemaccaroni!
Mental sabbernd landeten - schwupps - zwei Päckchen selbiger im Einkaufswagen.
Am Donnerstag waren die Zwillinge krank zu Hause, Rotfrau selbst total erkältet und todmüde. Was also den drei Kindern und einem lustlos hungernden Magen kredenzen?
Ein idealer Tag für Käsenudeln a la Käsekuchenpenny!
Die mikroskopisch winzige Zubereitungsbeschreibung (Memo: Endlich Optiker aufsuchen und Lesebrille kaufen!) wollte, dass ich vier Esslöffel Butter mit vier Esslöffeln Milch vermenge und das dann über die Pampenudeln schütte.
Rotfrau schauderte es nicht nur wegen des Schüttelfrosts. Bei zwei Packungen (350g ungekochte Nudeln) also acht Esslöffel Butter. Pro Esser also zwei Esslöffel Fett. Ach du liebes bisschen!
Rotfrau verweigerte das Lipidbombardement und ersetzte die Butter durch einen ordentlichen Schluck aus der Milchpulle. Die Soße wurde cremig und
karottenorange!
Mmmh.
Künstliche E-Cheddarfarbe im Quadrat!
Nudeln mantschen.
Einen Teller befüllen, Rest für Kinder aufheben, die jeden Moment wach bzw. von der Schule heimkommen würden.
Schmeckt gar nicht mal so schlimm wie es aussieht, erinnert an Käseflipsgeschmack mit klebrigen Maccaroni.
Pasta können die Amerikaner definitiv nicht.
Rotfrau isst trotzdem brav auf und verkrümelt sich auf die Couch.
Die drei Burschen kommen schon bald zu Tisch und freuen sich auf die Nudeln.
Und jetzt kommt´s!
Keiner hat die Nudeln essen wollen! Nicht mal der Nudelfreund Belgier!
"Meckt ned! Mennabrei!"
"Rote Soße!"
Nicht mal eine rasch dazugezauberte Tomaten-Kräuter-Soße vermochte das Gericht mehr zu retten.
Es schmeckte plötzlih wirklich nach nichts mehr. Nur noch klebriger Matsch.
Die Jungs beharrten auf Mennabrei und der Preußenbayer legte einen spontanen Fasttag ein.
Rotfrau wollte das Essen noch aufheben und später selbst nocheinmal essen ...

Bauchweh.
Brüllendes Bauchweh.
Gänsehaut vor Bauchweh.
Durch...Sie wissen schon...
Kreislaufschwäche, Schweißausbrüche und unglaubliche Krämpfe.
Preußenbayer übernahm die Brutpflege bis zum Eintreffen des erstaunten großen schwarzen Manns.

Nach drei Stunden war der Spuk vorbei.
Und die Nudeln im Müll.
Da gehören sie hin.
So ein Dreck!

So, nun dürfen die Amerikanisti mich gerne steinigen.

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Samstag, 10. Januar 2015
Gefunden!
Liebe Leser!
Der Meermond - Blog ist ein Tagebuch.
Mein Tagebuch.
Jeder ist herzlich eingeladen, mitzulesen.
Es gibt Menschen, die ich sogar persönlich dazu eingeladen habe, hier mitzulesen, weil unsere Geschichte einfach so dermaßen interessant ist, dass man einfach mitlesen sollte!
Bedingung war und ist aber weiterhin, dass man über meine Identität stillschweigt.
Wer mein Tagebuch gefunden hat und uns erkennt, der soll bitte mein Geheimnis (schmunzelnderweise) für sich behalten.
Meine (großen) Männer und ich erfreuen uns sehr daran, immer wieder mal nachlesen zu können, was wir so alles angestellt haben.
Vielleicht freuen sich meine erwachsenen Kinder später mal darüber, die Erinnerungen ihrer Mama "in den Händen halten" zu können. Man kann heutzutage viele Sachen als E-Book in Auftrag geben. Mamas Gedächtnis im Buchschrank sozusagen.

Heute habe ich 454 (sic!) Geschichten offline gestellt, weil ich leider ungewollt gefunden wurde. :-(
Wer bisher mitgelesen hat, kennt die Geschichten und würde sie auch kein zweites Mal mehr lesen. Ist also nur für mich eine traurige Sache. Sehr traurig.

Ab heute schreibe ich meine Geschichten halt so, dass alle "Neuleser" getrost mitlesen können.

Willkommen bei Meermond.

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Dienstag, 6. Januar 2015
Erfrischend
Jan-Jørgen: "Hej, was brauchst du denn heute?"
Rotfrau: "Ich brauche eine Lampe für mein Klavierzimmer. Etwas alt sollte sie aussehen. Habe da eine im Schaufenster gesehen."
Wir gehen im Laden nach hinten und stellen fest, dass auf dem Lampenschirm kein Preisschild hängt.
J: "Oh, da ist kein Preis dran."
R: "Weißt du was, ich möchte die Lampe gerne kaufen, sie gefällt mir. Könntest du mal fragen, was die kosten soll und ich komme dann einfach in ein paar Tagen wieder?"
J steigt auf einen Stuhl und schraubt die Lampe runter. Er schaut mich an: "Du hast schon so viel gekauft hier, sagen wir hundert Kronen?"
R: "Ist das dein Ernst? Ich kann wirklich gerne warten!"
J steigt mit der Lampe vom Stuhl.
Wir gehen zur Kasse.

14 Euro.
Für einen hammermäßig tollen Lampenschirm:

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Sonntag, 4. Januar 2015
Geschälte Würstchen und Filetorangen
Als junge Frau hatte die große rote Frau nur drei Dinge im Kopf:
1. Spaß
2. Disco und
3. Geldverdienen.
Irgendwie mussten Punkt eins und zwei ja finanziert werden und weil Rotfrau schon immer schlau war, verband sie das Geldverdienen gleich mit der Disco. Je nach Bekleidung war der Spaß und das Geldverdienen mehr oder weniger. Und selbiges wiederum korrelierte mit dem Mehr oder Weniger der Bekleidung: je tiefer der Ausschnitt, desto mehr Trinkgeld. Am meisten Trinkgeld bekam ich allerdings immer, wenn ich die schwarzen Chiffonbluse anhatte. Vorne reichlichstenst bestickt und daher völlig blickdicht, aber der Rücken war "frei". Ein schöner Rücken kann offenbar entzücken und genauso entzückend war nach der Abrechnung auch immer mein Geldbeutel :-)
An mein Studium erinnere ich mich eigentlich nur noch insofern, als dass ich am Freitagmorgen immer todmüde in den Seminaren erschien und mich auf die Wochenenden freute. Erst ausschlafen und dann ordentlich zuschlagen. Einmal arbeiten, zweimal Geld ausgeben. Wann ich die unzählbaren Seminararbeiten getippt habe, weiß ich gar nicht mehr. Vermutlich aber von Montag bis Mittwoch. Donnerstag arbeiten, Freitagmorgen müde usw. Am schlimmsten waren die Freitagmorgen, wenn ich zu den Praktika in die Schule musste. Bis vier arbeiten. Heimfahren. Um halb sieben wieder aufstehen und zur Schule fahren. Grauenvoll, aber wie gesagt, Spaß war mir sehr wichtig. So ein Leben zehrt und die Wochenenden kosteten mich jedes Mal ein bis zwei Kilo, die ich von Montag bis Donnerstag wieder anfraß. Selber kochen? Wieso? Gibt Mc Würg.
Als ich von zu Hause auszog, schenkten mir meine Eltern ein Kochbuch. Sogar mit Anleitung zum Eiertrennen. Kochen für Volldummies.
Als sich das Examen näherte, kündigte ich meinen Job und verbrachte nicht mehr ganz soviele spaßige Wochenenden. Es fehlte ja schließlich Punkt 3. Ohne Geld weder endlos Spaß in den Nachttempeln, noch Mc Würg rund um die Uhr.
Rotfrau, damals reichlich schwarz überfärbt, musste also Kochen lernen.
Angefangen hat die Kocherei mit den chemischen Tütchen von KNURR. Immer öfter begann ich aber deren ominöse Ingredienzien zu entschlüsseln und entfernte mich immer mehr davon.
Rotfrau kann kochen, sag ich Ihnen! KNURR gibt es nicht mehr. Und ein Packerl Gemüsebrühe (ohne Glutamate und Hefen) hält hier eine gefühlte Ewigkeit. Salz, Pfeffer Gewürze und Kräuter schlängeln sich um frische Zutaten, welche mit reichlich viel "Mmmmh" und "Oooooh" in den Bäuchen verschwinden.
Die Herren Krawallos sind auch schon zu kleinen Gourmets herangewachsen. Mc Würg? Schmeckt ned. Imbissbude? Schmeckt ned. Am allerliebsten "Mama gut kocht!" bittesehr.
Selbst schuld, Mama.
Nun hast es.
Der große Preußenbayer musste hier in Dänemark (sic!) einmal ein Chili mit KNURRpackerl essen, weil die Gewürzpalette eingelagert war und Rotfrau sich weigerte, für die Zeit im Ferienhaus eine ganze Küchenausstattung ranzuschaffen. Die strafenden Grimassen des Erstgeborenen reichten von "Bäh!" bis zum vorwurfsvollen "Wie kannst du nur, Mama!". Dosengerichte und Fertigsuppen verweigern sogar schon die kleinen Winzlingsmänner!
Und weil sie so verwöhnte Bengel sind, essen sie Orangen nur filetiert und die Wiener nur geschält.
Ich sollte meine Chiffonbluse suchen gehen.
Dann gäb´s vielleicht wenigstens mal ein Trinkgeld für das Personal.

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Mittwoch, 31. Dezember 2014
Kann es noch gewaltiger kommen?
Gutes neues Jahr!
Bin schon gespannt ;-)

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Montag, 13. Mai 2013
Jeanserotik
Gracia! Eine Gracia für die Grazie.

Wenn ich ein Hose brauche, ist das mit einer Woche Präshoppingpanik verbunden. Wo kaufe ich, wo bekomme ich? Wieviele tausend Hosen muss ich probieren, bis ich eine habe, mit der ich einen Kompromiss schließen kann? Die Illusion, eine Hose zu finden, die mir wirklich passt, habe ich schon vor zwei Jahrzehnten begraben.

Wie habe ich mich "gefreut", als der große schwarze Mann mir freudestrahlend mitteilte, wir würden Hosen kaufen gehen. Im Outletstore. "Da kriegst du viele Hosen für wenig Geld!"

Grummelbrummelsicherkriegichdiegenauwieimmergrummelbrummel.

Vor meinem inneren Auge formierte sich ein traurigerweise bekanntes Szenario: Große rote Frau, völlig verschwitzt, gefühlte dreitausend Hosen in der Umkleidekabine, sämtliche Größen von 36 bis 44/46, zwar alle schwarz, dafür in unterschiedlichster Passform. Abartig lange Hosenbeine, nonexistente Taille, Quetschoberschenkel, riesig wegstehender verlängerter Rücken (ich habe eine schmale Taille und einen runden Hintern, was Hosendesigner offenbar bei Frauen nicht vermuten!???). Grauenhaft sag ich!
Meistens gebe ich mich entnervt mit irgendeinem Ding zufrieden, das letztendlich am wenigsten Rüschen um oder unter dem Bauchnabel wirft, wenn ich den Gürtel enggeschnallt habe, um die ungewollte, rückseitige Ar***belüftung zu beseitigen, und dessen Haxn nicht länger als 10cm zu lang sind. Das sind nämlich die höchsten Higheels, die ich habe... Hab' ich dann endlich ein blödes Hosendingsbums gefunden, steht vor meiner Kabine der große schwarze Mann mit zehn Hosen über'm Arm. "Ich warte schon so lange hier. Schau mal, die hab ich ganz schnell gefunden..." (Vergeben Sie mir meine zornige Ausdrucksweise an dieser Stelle, aber ich mag meine Hosen allesamt nicht leiden!)

Grantelig betrete ich den Outletstore (in der Tat: Auslaufladen. Allerdings - meine Nerven...). An diesem Tag trage ich eine Kompromisshose in Größe 44 und einen Pullover in Größe 36. - nur zur Info. Ich schlendere also durch die Hosen. Stella, Melanie, Angela, Conny usw. Nett. Nach einer Weile lustlosem Gekrusche inmitten der zahlreichen "Weiber" fällt mein Blick auf eine Beschreibung: Gracia. Feminine Passfom. Größe 38. Beinlänge 32. Soll ich? Hört sich gut an. Eigentlich hätte ich nämlich Größe 38 beim Untergestell...?

Vorsichtig betreten die Gracia und ich die Umkleide.
Ich schlüpf' rein, Reißverschluss zu.
Und mein Weltbild kracht zusammen: Sie passt!
Wie angegossen!
Unglaublich.

Erschüttert renne ich zurück zum Regal mit den ganzen Gracias und nehme alle in meiner Größe und bevorzugten Farbe mit. Gut, es sind letztendlich nur noch zwei Stück und ganz schwarz sind sie auch nicht, sondern ziemlich dunkelblau ohne weiße Futzelstreifen, aber egal.

Eine Hose, die mir passt. Ohne Ar***belüftung und flossenartiger Beinverlägerung. Eine Größe, die meiner Körpererscheinung entspricht. Ich habe mich in sie verliebt.

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